Donnerstag, 15. Mai 2014

Time To Go Home

Anything to make you smile
(Band Of Horses - No One's Gonna Love You)

Hey Guys!

Vor etwas mehr als zwei Wochen wurde ein Austauschschüler aus Hamburg im Bundesstaat Montana erschossen. Er befand sich in der Garage eines Nachbars, welcher ohne Vorwarnung zu seinem Gewehr griff und feuerte, da er sich gegen den Einbruch verteidigen wollte. Der Mann, dessen Haus schon zuvor Opfer von Einbrüchen geworden war, hatte angekündigt wen auch immer umzubringen, der sich nochmal in die Garage wagte. Dafür ließ er das Tor offen, montierte Kameras und platzierte eine Tasche seiner Frau als Köder. Der als Mörder angeklagte wird höchstwahrscheinlich nicht schuldig gesprochen, da die Gesetze in Montana erlauben, Menschen zu töten, die unbefugt das Grundstück betreten.

Ich habe eine harte Zeit mit diesem Ereignis klar zu kommen und ich scheitere bisher daran Amerika zu verzeihen.

Wisst ihr was? In 36 Tagen bin ich wieder zu Hause. Ich freue mich schon so! Bis vor ein paar Wochen konnte ich mir noch gar nicht vorstellen zurück zu fliegen. Mir ist sehr klar geworden, dass ich in Amerika die beste Zeit meines Lebens hatte, aber dass es Zeit ist nach Hause zu kommen und dass ich Europa viel lieber mag, aus vielen Gründen.

Ich kann mir nicht vorstellen in Amerika zu leben, da ich auf längere Zeit versagen würde, mich an die Kultur anzupassen und sie zu respektieren.

Jessie, Kailey, Sara, Stephanie, Me, Avie, Sarah & Madison at Prom Night

Okay, einmal tief durchatmen.

Seit letztem Monat ist so richtig Frühling und es ist so wunderschön. Eine Freundin aus Chicago hat mal gesagt: Der Frühling ist am allerschönsten in den Südstaaten. Und sie hatte Recht!

Es begann alles mit einer Woche Regen, Gewitter und Sturm. Das ist die ganz normale Nachfolge einer Hitzewelle. Es verzauberte die kahlen Bäume, die gelbgrauen Wiesen und die vertrockneten Sträucher in eine wundervolle Komposition aus Grüntönen. Das traf mich so unerwartet, dass ich mit einem Freund im Auto saß und ich ihn vollkommen überrascht mit den Worten 'Das Gras ist so grün!' unterbrach. Er konnte sich kaum halten vor lachen und ich erwähnte nicht, dass ich es vollkommen ernst meinte.
Am Ende da nun alles grün war, begannen die Blumen und Bäume zu blühen und hinzu kamen Tupfer in rot, gelb, blau, lila und weiß.
Die Sonne kam raus und wärmte alles auf 30 Grad, der Pool in der Nachbarschaft wurde eröffnet und ich fühlte mich wie im Paradies.

In den letzten drei Wochen ist ganz viel passiert, allen voran der große, lang ersehnte Abschlussball PROM!

Es war warm und der Himmel war strahlend blau. Am Vormittag kam eine Freundin vorbei und machte mein Haar und mein Make-Up. Vorher musste ich schon mein Kleid anziehen. Es war blau, vorne kurz und hinten lang und es hat eine Schulter mit Glitzersteinen in Federform. Meine Freundin flechtete mein Haar zu einer Seite und lockte den Rest. Sie schminkte meine Augen in einer Art Smokey-Eyes-Effekt. Meine Schuhe waren silber mit Glitzersteinen.
So um drei Uhr holte mich mein Prom Date ab. Er trug einen schwarzen Anzug mit silberner Krawatte, die zu den Steinen auf meinem Kleid und Schuhen passte. Wir tauschten Prom Corsages aus. Das sind Blumen, die das Mädchen am Handgelenk trägt und der Junge sich an den Anzug steckt (Leider sieht man meine Corsage auf dem Foto nicht, da ich sie an meinem linken Arm hatte). Nach ein paar Fotos mit meiner Gastfamilie fuhren wir zu seinem Haus, da seine Tante auch Fotos machen wollte.

Zum Essen trafen wir uns mit allen zusammen bei Jessie und Avie. Es war super lecker und alle waren so aufgeregt! Danach (man denkt wir hatten schon viele Fotos gemacht) ging es so richtig los mit den Fotos. Wir machten Fotos mit der ganzen Gruppe, dann nur die Mädchen und später alle Pärchen. Direkt hinter dem Haus grenzt ein großer See ans Grundstück, sodass wir sogar einen Steg, der aufs Wasser hinaus führt, für unsere Fotos nutzen konnten.
Als wir fertig waren wurde das Make-Up nochmal aufgefrischt und dann ging es zum Opryland Hotel, in dem der Prom stattfand.

Zuerst gingen wir in den Innenhof, der von den luxuriösen Balkonen der Hotelzimmer, die etwa sieben Stockwerke hoch reichten, eingegrenzt wurde. Das Dach war weit über unseren Köpfen und bestand aus Glas mit weißen Stahlhalterungen. Lichterketten und Laternen säumten die Wege und schufen eine wundervolle, festliche Atmosphäre. Bald kamen wir zu einer Brücke, die über einen Weiher führte, auf dem gerade ein Paddelboot vorbeikam, das mich an das pinke Seepferdchenboot auf dem Schokoladenfluss aus Charlie And The Chocolate Factory erinnerte. Überhaupt kam mir alles sehr märchenhaft vor. Wir betraten eine Insel durch einen verschnörkelten Torbogen und befanden uns zwischen kleinen Häusern, in denen Restaurants und Läden untergebracht waren. Wir verließen die kleine Siedlung und kamen in einen grüneren Teil der Anlage. Hier formte sich der Weiher zu einem kleinen See, in dessen Mitte ein Wasserspiel angebracht war, das im Schein der Beleuchtung super romantisch aussah.

Wir versammelten uns am Haupteingang des Hotels an einem gigantischen Treppenaufgang. Ein paar der Eltern waren auch noch da, um mehr Fotos zu machen. Den anderen Mädels und mir taten schon die Füße weh, bevor der Prom überhaupt erst anfing.

Um sieben Uhr wurden wir in den Raum gelassen, in dem alles stattfand. Das Motto war 'Set Fire To The Night' und überall war es mit Kerzen dekoriert. Wir suchten uns einen Tisch, ließen uns erleichtert nieder und zogen unsere High Heels aus (hihi). Der Anfang war langweilig, da der Senior Walk, bei dem die Schüler der Abschlussklasse mit ihren Eltern über die Bühne laufen konnten, ewig lange dauerte.
Doch danach wurde der Dance Floor eröffnet und es war so cool! Eigentlich haben wir die ganze Zeit durchgetanzt. Leider war der DJ nicht brilliant, doch zwischendurch lief auch Gutes wie Dancing Queen oder der Cha Cha Slide.

Um Mitternacht war es zuende und wir fuhren zu Sarahs Haus zur 'Afterparty'. Zuerst zogen wir uns alle gemütliche Klamotten an und aßen ein paar Snacks. Es gab Chicken mit Sweet&Sour-Dip und ich glaube ich hatte noch nie mehr davon als an diesem Tag.
Danach sprangen wir in den aufgewärmten Pool. Es tat so gut nach dem ganzen Tanzen und den hohen Schuhen einfach nur zu relaxen.
Wir wechselten in unsere Pyjamas und ließen uns im Fernsehzimmer nieder. Eigentlich wollten wir einen Film gucken, doch wir schliefen schon tief und fest bevor wir es überhaupt wussten.

Am nächsten Morgen wachten wir alle verhältnismäßig früh auf. Sarahs Mutter hatte Kaffee gekocht, Donuts gekauft und Eier, Speck, Biscuits und Sausage gekocht. Es war super lecker und wir redeten die ganze Zeit über Ereignisse des vorangegangenen Abends.

Eigentlich war ich nicht darauf vorbereitet, doch als Avie sich für die Kirche fertig machte, beschloss ich mit ihr hinzugehen. Abends fiel mir erst auf wie müde ich letztendlich doch war.

Ally, Hannah & I at the Track Sub-Sectionals

Am vorletzten Wochenende hat mich mein Freund, mit dem ich auch zu Prom gegangen bin, zum Essen in einem italienischen Restaurant in Nashville eingeladen. Vorher besuchten wir das Frist, ein Kunstmuseum, das im Gebäude der alten Poststation untergebracht ist. Die erste Ausstellung war europäische und amerikanische Kunst, die von japanischen Bewegungen inspiriert wurde. Mir gefielen vor allem die japanischen Kimonos mit dem traditionellen Kirschblüten-Druck.
Die zweite Ausstellung hieß Steve Mumford's War Journals 2003 - 2013 und bestand aus Sketchen aus dem Irak Krieg, die mit Wasserfarben ausgemalt und mit Beschreibungen und Gedankenzügen geschmückt waren. Der Künstler reiste durch den Irak während der amerikanischen Invasion mit nicht viel mehr als Papier und Stift und dokumentierte die alltäglichen und brutalen Szenen beider Seiten, die es normal nicht ins Fernsehen oder auf Fotos schaffen. Die bewegenden Bilder drücken eine überwältigende, einzigartig persönliche Sicht aufs vom Krieg verwüstete Irak.
Die dritte Ausstellung war Francisco de Goya, ein Maler aus dem 19. Jahrhundert, der sich mit der französichen Invasion Spaniens beschäftigt hat. Seine Bilder waren handgroß, aus Bleistift und langweilig.

Nach unserer Rundtour sind wir zum nebengelegenen alten Bahnhof gegangen und haben ein paar Fotos gemacht. Danach war es Zeit fürs Essen und wir machten uns auf den Weg zum Restaurant. Eine Frau war super freundlich und erklärte uns den Weg dorthin.
Das Restaurant liegt im grüneren Außenbezirk von Nashville. Schon an der Tür trafen wir auf andere Jugendliche, allerdings feingemacht in Anzügen und Ballkleidern. Es war Samstagabend und anscheinend hatten andere Schulen an diesem Tag ihren Prom.
Zur Vorspeise gab es Mozzarella Flatbread. Danach hatte ich Spinatravioli mit Ricotta-Soße und er Spagetthi Bolognese. Als Nachtisch gab es Tiramisu mit Beeren. Es war so lecker und eine Spezialität des Restaurants ist, dass man ein Gericht zum Mit-Nach-Hause-Nehmen bekommt.

Nach dem Essen fuhren wir den Berg hoch, der nah dem Restaurant lag. Von dort hatten wir eine wundervolle Aussicht auf Nashville.

Nashville

Letzte Woche hatten wir einen großen Track-Wettkampf. Leider wollte unser Coach nicht, dass unser Staffel-Team antrat, da er meinte wir würden ja sowieso verlieren. Wir kamen trotz Allem noch zum Training, sogar ein paar Mal morgens vor der Schule. Das zeigte ihm, dass wir wirklich hart an uns arbeiten wollten und als Belohnung durften wir früher aus der Schule raus und mit den Anderen zum Wettkampf zum Anfeuern.
Ally brachte Schminke mit, mit der wir unsere Gesichter in Schulfarben anmalten. Die Sportler freuten sich sehr über unsere Unterstützung und wir hatten eine menge Spaß obwohl wir nicht Laufen durften.

Ich hoffe bei euch ist soweit alles gut!

Bis bald,
Leonie

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