Donnerstag, 30. Januar 2014

Prom?

Regrets and mistakes, they're memories made
(Adele - Someone Like You)

Halli Hallo!

Zwischen leichtem Stress, der aus Schule, Urlaubsplanung und Schlafmangel besteht, habe ich nun doch die Zeit für einen Blogartikel gefunden.

Am letzten Freitagabend war ich zum Filmabend bei einem Freund. Nichtsahnend machte ich es mir wie immer auf dem Sofa gemütlich, als er mir plötzlich eine Rose hinhielt und mich fragte: Do you want to go to Prom with me?
Ich - vollkommen überrumpelt - fragte ihn, ob er es denn ernst meine. Sein leicht schiefer Blick brachte mein Gehirn zum Glück wieder zum Laufen und ich sagte ja. Erst dann vielen mir die Buchstaben auf, die er auf den Fernseher gezaubert hatte: Prom?
Am Montag in der Schule schauten mich meine Freunde alle grinsend an und fragten dann, ob ich ihnen denn nicht etwas zu erzählen hätte. Anscheinend hatte mein Kumpel ALLE in seinen Plan eingeweiht, ohne, dass ich auch nur eine Spur davon mitbekommen hatte!


Am Wochenende habe ich meine Kreditkarte zerstört. Schon seit mehreren Monaten hatte ich Probleme beim Bezahlen, da sie sich immer wieder selbst gesperrt hat. Nun endlich hat mir meine Bank aus Deutschland per Expressbrief eine neue zugeschickt und mir damit einen großen Anteil Sorgen genommen.

Am Samstagmorgen um sieben Uhr hatten wir Track-Training. Ein Kumpel und ich wollten zusammen hinfahren. Quasi eine Sekunde, bevor ich aus dem Haus treten wollte, wurde das Training leider gecancelt, da die Straßen gefroren waren. Da wir beide sowieso wach waren, sind wir dann trotzdem gemeinsam gelaufen und es war wundervoll so früh am Morgen!
Mittags war ich beim Friseur. Meine Haare sind etwas kürzer und haben leichte Stufen. Ein Foto kommt bestimmt.
Abends hat Emily ihren Geburtstag gefeiert. Wir haben Hamburger und Peanutbutter Pie gegessen und Spiele gespielt.
Am Sonntag nach der Kirche haben wir bei einer befreundeten Familie zu Mittag gegessen. Es gab Enchiladas, traditionell mexikanische Tortillas, die mit Soße übergossen werden.

Im Moment sind die Temperaturen für Tennessee ungewöhnlich tief. Wir haben Minusgrade und die Seen sind zugefroren. In der Schule warten wir auf Ausfall, doch der Schuldistrik-Direktor unseres Counties wird momentan gefeuert, da er ein Bier getrunken hat und dann mit dem Auto, das ihm von der Arbeit zur Verfügung gestellt wurde, gefahren ist (Was kein Problem wäre, doch viele Eltern mögen seine Entscheidung in Sachen Stundenplanänderung für nächstes Schuljahr nicht und nutzen nun die Gelegenheit...). Daher gibt es keinen der die Entscheidung über die Schließung der Schule treffen kann, also müssen wir weiterhin gehen.


Die 12.-Klässler haben diese Woche die sogenannten Senior Superlatives gewählt. Das ist so eine typische amerikanische Tradition, bei der man Leute aus der Stufe für Best Smile, Best Hair, Most Attractive, Most Likely To Succeed und viele andere Sachen auswählt. Die Ergebnisse werden ausgezählt und auf der Senior Night, einer Art Talentshow nur für 12.-Klässler, verkündet. Es gibt auch besondere Kategorien wie Best Best Friends, Cutest Couple oder Mr. und Mrs. Mount Juliet. Ich bin schon gespannt, wer gewinnt. Wir haben alle für unseren Kumpel Colbe für die Kategorie Best All Around gewählt und hoffen, dass er gewinnt!

Außerdem haben wir Coming Home, das Homecoming der Basketballseason. Daher gibt es wieder ein paar Mottotage, an denen wir uns verkleiden dürfen und am Freitag ist ein großes Spiel, zu dem ich aber wahrscheinlich sowieso nicht hingehe.

In meinem dritten Block European History haben wir drei Projekte gleichzeitig laufen und zusätzlich einen Test und Langzeithausaufgaben fällig diese Woche, da kommt man nicht mehr hinterher!

Mir gehts leider nicht so gut. Habe Halsschmerzen und bin müde und schlapp.

Bis bald,
Leonie
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Für Fragen und Anregungen kannst du auf meiner Kommentarseite vorbeischauen! Oder die Funktion nutzen und direkt unter diesen Post schreiben. Ich freue mich über deine Meinung!
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Freitag, 24. Januar 2014

Room In The Inn

Tonight it's only me and you
(Amy Macdonald - Barrowland Ballroom)

Na ihr!

Bei mir ist so Einiges los, wie ihr wahrscheinlich auch schon an der Abwesenheit auf dem Blog gemerkt habt.

Die Schule hat wieder angefangen und damit das neue Semester. Am ersten Schultag haben sich alle zuerst ihren neuen Stundenplan abgeholt. Ich habe wieder vier neue Kurse bekommen, die ich jetzt jeden Tag bis zum Ende des Schuljahres haben werde. Mein erster Block ist Web Design 2. Unsere Lehrerin macht nur manchmal was mit uns und in der restlichen Zeit lerne ich dann für andere Fächer. Bisher programmieren wir einfache Webseiten mit Adobe Dreamweaver.

American way of healthy
Mein zweiter Block ist AP (Advanced Placement) Calculus AB und unser Thema ist Integrale. Alles vom ersten und zweiten Haupsatz der Integralrechnung bis hin zum Mittelwertsatz und der Kettenregel mit Substitution ist dabei. Das Witzige: Ich hatte vorher noch nie von einem Integral gehört. Calculus ist ein Kurs, der das ganze Schuljahr läuft (nicht nur ein Semester) und die Anderen waren mir dementsprechend voraus. Nach meiner ersten Stunde dachte ich, ich hätte mich übernommen. Nie im Leben würde ich das ganze Semester, das ich verpasst hatte, aufholen können. Das Gute: Meine Lehrerin ist die beste Mathelehrerin, die man sich vorstellen kann und ich habe aufgeholt und meinen ersten Test mit 95 Prozent bestanden (Wuhu!). Mir gefällt diese Klasse sehr gut, da viele meiner guten Freunde darin sind.

Mein dritter Block ist AP European History & Art History. Dieser Kurs ist auch ganzjährig, was ich vorher leider nicht wusste - egal. Unsere Lehrerin gibt viele Projekte und allgemein sehr viel Arbeit. Das finde ich gut, denn zum Beispiel treffe ich mich am Sonntag mit meiner Gruppe bei Panera Bread, um an unserem Projekt zu arbeiten, worauf ich mich wegen dem Essen freue, aber auch da man dadurch die Leute außerhalb der Schule kennenlernt. Unser Thema ist Industrialisierung und wir müssen als Hausaufgabe bis zum 27. Januar das Kapitel im Buch durcharbeiten und Notizen machen (das macht sie wie ich gehört habe bei jedem Thema so). Dazu gibt es zwei Blätter, die mit Vokabeln gefüllt sind, die auf jeden Fall in unseren Notizen auftauchen müssen. Bisher habe ich beide Seiten von fünf linierten Blättern vollgeschrieben und bin noch nicht mal halb durch...

Mein letzter Block ist Journalism. Unsere Lehrerin macht nicht ganz so viel mit uns, vor allem mit denen, die den Kurs zum ersten Mal haben, da sie die Journalism-Webseite am laufen halten muss und keine Zeit zum lehren bleibt. Das gibt mir die Chance zu relaxen, Musik zu hören, zu schlafen und es tut so gut. Es fühlt sich ein kleines bisschen so an, als ende mein Schultag schon früher.

Die Track & Field Season steht bevor und das Training läuft auf Hochtouren. Eigentlich sollen wir jeden Tag laufen, doch das macht keiner. Dreimal die Woche haben wir dann gemeinsam Training und zwar Dienstag, Donnerstag und Samstag. Leider sind das die Tage, an denen ich Tanzen habe. Aus meiner Ballettklasse am Dienstagnachmittag habe ich jetzt in einen Ballettkurs am Abend gewechselt und Donnerstag kam es mit der Zeit aus. So unpassend wie es ist, Laufen und Tanzen an einem Tag zu haben, kann ich wenigstens beides weiter machen.

Der Fundraiser, den wir vor ein paar Monaten hatten, wurde ausgewertet. Der beste Sammler aus jeder Stufe wird mit neuen Laufschuhen, Track Outfit und Zubehör belohnt. Mein Kumpel hatte über zweitausend Dollar gesammelt, mehr als doppelt so viel wie jeder Andere (ich hatte etwas mehr als zweihundert Dollar). Zu Weihnachten hat er mir dann erzählt, dass er mit unserem Trainer gesprochen hat und abgemacht hat, dass er so viel Geld von seinem für mich anrechnet, sodass wir beide die Topseller unserer Stufe sind (ich bin ein Senior und er ist ein Junior). Ich hab mich so gefreut!

Am vorletzten Wochenende war ich mit meiner Gastfamilie in der Kirche, denn dort wurde 'Room In The Inn' veranstaltet. Das ist eine Veranstaltung, die von verschiedenen Kirchen zwischen November und März im Umkreis von Nashville ausgerichtet wird, bei der obdachlose Personen ein warmes Abendessen, eine Dusche und ein Bett bekommen. Wir haben die Matratzen aufgepustet und das Essen gekocht und serviert.
Später hat mich ein Kumpel abgeholt und wir sind gemeinsam zu einer Freundin gefahren, die auch die Tochter unserer Track-Trainerin ist. Wir haben zu Abend gegessen und Mission Impossible 4 geguckt.

Am Sonntag hatte Stephanie Geburtstag. Aus diesem Anlass sind wir nach der Kirche zum Japaner gefahren. Dort mussten wir leider eine Stunde auf einen Tisch warten, da wir so eine große Gruppe waren, doch es hat sich gelohnt. Der Reis und das Chicken wurden direkt vor uns von einem süßen Japaner gebraten und mit einer bestimmten Flüssigkeit und Feuerzeug hat er ein riesiges Feuer entzündet! Außerdem hat er uns Reisklumpen zugeworfen, die wir dann mit dem Mund auffangen sollten. Beim zweiten Mal habe ich das sogar hinbekommen.

Am Montag ging es mir nicht so gut und ich dachte schon, ich werde krank. Doch Dienstag war ich wieder fit. Beim Track haben wir unsere Mile-Time gemessen: 7:51. Diese Zeit versuchen wir demnächst runter zu kriegen auf 6:10.
In unserer Nachbarschaft ist von Sonntag auf Montag in der Nacht ein Haus abgebrannt. Sie gehen davon aus, dass eine Explosion in der Küche das Feuer ausgelöst hat. Alle Familienmitglieder und Haustiere konnten rechtzeitig flüchten, doch das Haus ist komplett abgebrannt und die Hitze hat sogar die umliegenden Häuserwände geschmolzen. Warum passiert etwas so Grausames?

Nature is beautiful

Am Freitag war es endlich soweit und ich bin mit Jessie, Avie, deren Mum und Jessies Freund Wes zum Winter Retreat 2014 unserer Kirche gefahren. Da wir im Cedars of Lebanon State Park waren und das nur eine halbe Stunde östlich liegt, musste jeder selbst hinfahren. Das letzte Stück führte über eine enge Straße durch den Wald. Es war schon dunkel und es war sehr gruselig. Letztendlich kamen wir beim Veranstaltungshaus an und haben erstmal das Soundsystem für die Band abgeladen. Daneben konnte man auch schon ein Fußballfeld, einen Tennisplatz und einen Spielplatz erahnen. Danach ging es etwa eine drittel Meile weiter die Straße hinunter zu unserer Schlafsaal. Der bestand aus einer großen, offenen Küche, einem Aufenthaltsraum und jeweils einem Schlafraum für Mädchen und Jungen. Jessie, Avie, Emily und ich haben zwei der vielen aufgereihten Etagenbetten zusammengeschoben und es uns gemütlich gemacht. Das Essen für das Wochenende kam mit einem anderen Auto an und wir haben es entladen. Ich habe noch nie so viel Scheibenkäse, Toast oder Hackfleisch auf einmal gesehen. Jeder musste sich für die Zubereitung eines Essens einteilen. Jessie und ich entschieden uns für das Abendessen am Samstag.

Zu unserer ersten Andacht haben wir uns im Veranstaltungshaus getroffen und an dieser Stelle kann man den Unterschied zwischen Amerika und Deutschland feststellen: Ich war eine der einzigen, die das Stück zu Fuß gegangen ist. Fast alle anderen sind mit dem Auto gefahren. Als wir alle angekommen waren, habe ich festgestellt, wie viele Leute da waren. Insgesamt waren wir 88 Jugendliche plus Teamer.
Nach der Andacht haben wir ein paar Spiele gespielt und später sind wir nach draußen gegangen, um Fußball zu spielen. Zurück im Schlafhaus gab es den Film Despicable Me 2, doch ich bin schlafen gegangen.
Am nächsten Morgen habe ich versucht zu duschen. Das hat sich als schwerer herausgestellt, als es eigentlich ist. Eine der Duschkabinen war besetzt, also bin ich in die daneben. Ich drehte das Warmwasser auf und schon sprühte brühend heißes Wasser wie aus einer Spraydose in die Umkleide. Ich versuchte daraufhin den Kaltwasserhahn aufzudrehen, doch das Wasser war überall und brannte auf meiner Haut. Nach gefühlter Ewigkeit bekam ich es hin, die Temperatur runter zu kühlen. Inzwischen standen die Umkleide und meine Klamotten schon unter Wasser...

Ich kam in den Aufenthaltsraum und der Geruch von Sausage und Pancakes schlug mir entgegen. Keltische Festmusik kam dazu und alle, die schon wach waren, fingen an zu tanzen! Das Frühstück war fantastisch, genauso wie das Wetter. Im Versammlungsraum hielten wir eine Andacht und spielten Gruppenspiele. Danach gingen wir zu einer nah gelegenen Höhle. Darin war es kalt, dunkel und die Wände und der Boden waren matschig. Später öffnete sie sich und ein Bach kam zum Vorschein. Auf dem Rückweg fanden wir eine Abkürzung, die von der Gruppenhütte zum Schlafhaus führte.
 
Zum Mittagessen gab es Sandwiches. Für das Abendessen mussten wir schon mal die Kartoffeln vorbereiten. Wir wickelten 96 Kartoffeln (für jeden eine) in Alufolie ein und begannen, die Soße vorzubereiten.
Danach ging ich mit Colbe und ein paar Anderen auf Erkundungstour. Hinter dem Fußballfeld führte ein Wanderweg entlang, der in einem ausgetrockneten Flussbett endete. Von dort gingen wir weiter und kamen zu einem Feld auf dem Wildpferde grasten. Der Weg führte weiter über die offene Ebene, doch leider mussten wir umkehren, da es langsam dunkel wurde. Der Sonnenuntergang war wundervoll. Unsere Abendandacht drehte sich um den Song 'How He Loves Us'.
 
Am nächsten Morgen gab es Casserole, eine Art Auflauf aus Hackfleisch und Ei, zum Frühstück. Viele wollten nochmal zurück in die Höhle, doch ich blieb mit den übrigen Leuten an der Gruppenhütte auf dem Spielplatz. Zum Mittagessen gab es Grilled Cheese und danach gingen wir nochmal zu den Wildpferden.
 
You guys are the reason why I smile everyday
Unsere Abendandacht handelte von dem Song 'Mercy' und man durfte aufstehen und erzählen, wofür man momentan Kraft im Leben braucht, besonders im Zusammenhang mit Vergebung.
Nach dem Abendessen spielten wir Football und später zurück im Aufenthaltsraum im Schlafhaus drehten wir die Musik auf und tanzten!
Um eins in der Nacht viel uns auf, dass wir ein Gruppenbild brauchten, was dann direkt gemacht wurde. Leider schliefen aber schon einige.
 Am Montag war Matin Luther King Day, weshalb wir frei hatten. Wir packten alles zusammen, machten sauber und verabschiedeten uns. Es war warm und es fühlte sich an wie Frühling (das hielt allerdings nur einen Tag).

Die Schulwoche ging schnell um und heute ist schon Freitag! Wir konnten ausschlafen, da die Schule wegen Temperaturen unter null Grad zwei Stunden später anfing. Am Wochenende ist viel geplant, wie zum Beispiel den Film Prisoners gucken, Emilys Geburtstagsparty, Art History Projekt, Einkaufen gehen und vieles mehr.

Für Hawaii ist fast schon alles vorbereitet: Ich werde nächste Woche Samstag um sechs Uhr morgens in Nashville ins Flugzeug steigen und dann mit Stopps in Houston, Texas und San Francisco, Californien um fünf Uhr nachmittags in Honolulu, Hawaii ankommen. Auf dem Rückflug fliege ich über Nacht und darf den Sonnenaufgang über Los Angeles beobachten!
Das Reiseunternehmen hat vorgeschlagen, da wir alle Austauschschüler sind und aus unterschiedlichen Ländern kommen, eine Flagge aus dem Heimatland mitzubringen. In Franklin, südlich von Nashville, gibt es einen Flaggenshop und von dort habe ich gestern eine riesige deutsche Flagge bekommen.
Am Wochenende gehe ich einen zweiten Bikini einkaufen und dann muss ich quasi nur noch packen (Nicht zu viel, es ist ja sowieso warm, hihi).
Achja, Nico, der andere deutsche Austauschschüler, mit dem ich in Chicago war, kommt übrigens auch mit nach Hawaii!

Ich bin schon so aufgeregt! Hoffe bei euch ist alles klar. Tut mir übrigens Leid für die grottige Fotoqualität. Ich hatte meine Kamera auf dem Trip vergessen und musste deshalb Handyfotos uploaden.

Machts gut und bis bald,
Leonie
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Mittwoch, 8. Januar 2014

Four Suitcases And A Cheesecake

We're halfway there
(Bon Jovi - Livin' On A Prayer)

Hallo & ein ganz herzliches frohes neues Jahr!

Heute ist Halbzeit: Vor 13827240 Sekunden (5 Monate, 7 Tage, 54 Minuten) bin ich in Düsseldorf ins Flugzeug gestiegen und habe mich auf den Weg meines Auslandsjahres begeben. Am Ersten Achten bin ich losgeflogen und am Achten Ersten habe ich schließlich schon die Bergspitze erreicht. Die Zeit in Tennessee war super schön und ich freue mich auf nochmal genauso viel Spaß und neue Erfahrungen und Freunde. Trotz allem bin ich auch froh, dass das Wiedersehen mit meinen Lieben aus Deutschland nun näher liegt, als der Abschied.

Bei uns in Tennessee kann man ein sehr witziges Phänomen beobachten: Die Temperaturen liegen bei unter -10°C, auf den Dächern und Feldern kann man einen blassen weißen Schimmer erahnen und die Schule wird geschlossen und die Supermärkte leergekauft, als stünde man vor einer riesigen Katastrophe. Eigentlich wären wir am Montag nach der Weihnachtspause wieder ins neue Semester gestartet, doch sie haben die Schule für drei Tage geschlossen, da es so unglaublich kalt ist und so viel Schnee liegt. Hahahaha!

YFU hatte vor ein paar Monaten einen Wettbewerb ausgeschrieben, bei dem man einen Trip nach Hawaii gewinnen kann. Dafür musste man Werbung für die Austauschorganisation machen und für jede Aktion einen Beleg zur Beglaubigung unterschreiben lassen, der dann eingereicht wird und in einer riesigen Schüssel landet, aus der der Gewinner gezogen wird. Wenn man mehr Aktionen startet, ist die Chance natürlich auch höher (Wenn ihr mit YFU im Ausland seid, dann gibt es bestimmt auch einen Wettbewerb für euren Distrikt. Ich empfehle wirklich dort mitzumachen und schon eine Aktion reicht, um wenigstens eine Chance zu haben!).
Ich habe direkt angefangen, Präsentationen und Stände zum Thema YFU zu machen. Das Interview in der Nachrichtensendung der Schule gehörte auch dazu. Naja, am Freitag rief mich die Field Direktorin für Kentucky und Tennessee an und überbrachte mir die Nachricht, das ich tatsächlich die Reise nach Hawaii gewonnen hatte! Ich bin total ausgeflippt und ich freue mich schon sehr. Vermutlich geht es in der ersten Februarwoche los, weshalb ich dann nicht zur YFU Orientation kann oder den Halbmarathon mit meinen Freundinnen laufen kann. Als ich mir Hawaii auf der Karte angeschaut habe, ist mir dann zum ersten Mal aufgefallen, wie entfernt die Inselgruppe doch eigentlich liegt (Der Flug von Los Angeles dauert alleine sechs Stunden). Wir werden Surfen gehen, frische Ananas direkt von der Plantage essen, an der Küste segeln, Schnorcheln, am Strand liegen und schwimmen, mit Einheimischen tanzen, den Vulkan bewandern, Pearl Harbour besuchen und einkaufen gehen. Ich gewinne sonst nie was! Seit wann ich so viel Glück habe, weiß ich auch nicht...

Silvester in Amerika wird nicht sehr groß gefeiert. Morgens haben Celina und ich es endlich geschafft, bei Cracker Barrel zu frühstücken. Wir haben Weihnachtsgeschenke ausgetauscht und waren danach bei Starbucks und Hallmark, einem Deko-Laden. Abends waren die Leute der Jugendgruppe in der Kirche und haben einen Film geguckt, Volleyball gespielt und gegessen. Um Mitternacht haben wir den Ball Drop aus New York geguckt und sind danach nach Hause gegangen.

Die ersten Tage im neuen Jahr habe ich mit Nico, einem Austauschschüler, der auch aus Deutschland kommt, bei einer befreundeten Familie in Illinois verbracht. Illinois ist ein Staat in den USA, der links über Tennessee liegt und mit einem Zipfel im Norden das Südufer des Michigan Lakes berührt, an welcher Stelle auch die viertgrößte Stadt Nordamerikas liegt: Chicago.
Lizanne, die mit ihrem Mann in Champaign, das in der Mitte von Illinois liegt, wohnt, hat uns bei Nico abgeholt. Die sechs Stunden Fahrt durch Kentucky und Illinois über den Tennessee River und den Illinois River verbrachten wir mit Quatschen, da wir uns noch nicht so gut kannten und es daher viel zu erzählen gab! Als etwa die Hälfte geschafft war, aßen wir Mittag bei Panera Bread, einem Café mit großer Auswahl an Suppen, Sandwiches, Salaten und Gebäck.
Je näher wir Champaign kamen, desto flacher wurde die Landschaft, bis sie am Ende wie ein Pfannkuchen da lag und der Himmel größer wirkte, als je zuvor. Illinois eignet sich aus diesem Grund super für landwirtschaftliche Bebauung, wofür der Staat bekannt ist. Riesige Felder erstreckten sich auf beiden Seiten der Straße und ab und zu bekamen wir auch mal ein Haus oder zwei zu sehen. Wir kamen auch an Arcola, der größten amischen Siedlung in Illinois, vorbei. Amische Gemeinden leben abgeschieden und lehnen den technischen Fortschritt größtenteils ab, was ihnen größere Verbundenheit untereinander und mit der Natur gibt.

Endlich angekommen, lernten wir John, Lizannes Mann, kennen. Nach kurzem Einrichten saßen wir gemeinsam im Wohnzimmer und Nico und ich überreichten ihnen selbstgemachte Pralinen und eine Karte als Dankeschön. Ich war sehr müde und kuschelte mich daher aufs Sofa. Lizanne legte eine Decke über mich und ich fühlte mich so warm und gut wie zuhause. Zum Abendessen gab es Schweinsbraten, Kartoffelpüree mit Apfelmus und Sauerkraut. Es war super lecker!
Draußen hatte es angefangen zu schneien und wir beschlossen zum Eisgeschäft zu gehen. Für Nico und mich war das eine ganz neue Erfahrung, da wir es beide gewohnt waren, mit dem Auto überall hin zu fahren. In dicke Sachen verpackt machten wir uns auf den Weg. Illinois ist, da es im Norden liegt, sehr viel kälter als Tennessee, was unsere provisorischen 'Winterklamotten' uns nun auch spüren ließen.
Das Eisgeschäft bot eine riesige Auswahl an und ich entschied mich letztendlich für dunkle Schokolade mit Reese's Stückchen in Toffee-Waffel. Der Weg zurück war nicht ganz so kalt, da ich eine von Johns Winterjacken trug. Als wir zurück kamen, lagen schon ein paar Zentimeter Schnee. Im Garten befand sich ein beheizter Whirlpool, den wir ausprobieren durften. Das Gefühl, wenn man mitten im Schnee in ein 40°C warmes Bad tritt, ist atemberaubend. Nach zehn Minuten purer Entspannung wurde mir leider schwindelig, weshalb ich zurück ins Haus musste. Mein Herz schlug, als hätte ich einen Wettkampf hinter mir. Ich setzte mich hin und legte die Beine hoch, da ich relativ kurz davor war, umzukippen. Eine halbe Stunde später war mein Kreislauf zum Glück wieder in Takt. Nach einer Dusche schlief ich sofort ein.

Am nächsten Morgen gab es Bagels, Himbeerjogurt und Orangensaft zum Frühstück. Nachdem alle fertig waren, sind wir zum Bahnhof gefahren. Der Wartebereich erinnerte sehr an den im Flughafen und erst als der Zug fürs Boarding fertig war, durfte man auf das Gleis. Deutsche Züge sind so sauber und neu! Auf der dreistündigen Zugfahrt habe ich eine neue Playlist auf meinem Handy zusammengestellt, weshalb die Zeit wie im Flug verging.
Der Chicago Bahnhof ist grottig. Kennt ihr das, wenn auf Bahnhöfen immer steht, dass man auf der einen Seite nicht aussteigen darf? Ich fühlte mich, als wäre ich auf dieser falschen Seite gelandet. Eiskalter Wind schlug mir ins Gesicht, es war dunkel, da sich die Gleise unter der Erde befanden, es war eng und dreckig und die Züge machten laute Zischgeräusche und stießen Dampf in unsere Gesichter. Ich war so froh, als ich in den Innenbereich kam. Wir schauten uns die Great Hall an, eine große Halle, die im alten Bereich des Bahnhofs liegt.


Mit dem Taxi fuhren wir über die Michigan Avenue zu unserem Hotel. Diese Straße führt am Ufer des Michigan Lake, der zugefroren war, vorbei. Es schneite ein bisschen und über den Parks am Michigan Lake lag eine dünne Schneeschicht. Nach dem Check-In machten wir uns frisch und aßen in der Bar einen kleinen Happen zu Mittag. Danach gingen Lizanne, Nico und ich zum Millenium Park, um die Bean anzuschauen. Die Skulptur ist bohnenförmig und besteht aus Edelstahl. Sie ist ohne sichtbare Nähte zusammengeschweißt und auf Hochglanz poliert, weshalb sich die auf Grund der gebogenen From verzerrte und verdrehte Skyline Chicagos auf der Oberfläche spiegelt. Das Kunstwerk wurde von einem britischen Künstler konstruiert und stammt aus den Jahren 2004 bis 2006.

Da der Schneefall stärker geworden war, wärmten wir uns in Starbucks auf und gingen später zurück zum Hotel. Zum Abendessen gingen wir zum deutschen Restaurant Berghoff und das Essen war super gut. Ich hatte 'Spinatknödel', die auch mit diesem Namen auf der Karte zu finden waren. Außerdem gab es 'Schnitzel' oder 'Kassler Rippchen'.
Später fuhren wir zum Second City Comedy Club. Dort haben wir uns eine Show angesehen, in der sechs Comedians auf der Bühne kleine Sketche aufgeführt haben, aber hauptsächlich mit Einwürfen aus dem Publikum improvisierten. Es war super lustig und am Ende gab es sogar noch ein kleines Special, da eine der Darstellerinnen einen Job bei Saturday Night Live, einer Fernsehshow aus New York, bekommen hatte und nun verabschiedet wurde. Über den Lakeshore Drive, der direkt am Strand des Michigan Lake vorbei führt, ging es zurück zum Hotel und danach ins Bett.


Ich wachte auf und schaute auf die Skyline, die vor einem knallblauen, wolkenlosen Himmel lag. Diese Sonne schien und doch wusste ich, dass es kalt war, denn die Stadt lag im tiefen Schnee. Es war wunderschön.
Nach dem Frühstück liefen wir die Michigan Avenue runter und schauten uns verschiedene Gebäude an. In einem waren zum Beispiel Steinstücke von anderen Gebäuden und Mauern, wie von der Oper in Sydney oder der Berliner Mauer, eingerahmt. Nach einer Weile kamen wir am Hancock Building an. Dort sind wir mit dem Aufzug hochgefahren und waren auf der Aussichtsplattform im 94. Stockwerk. Von dort konnte man alles überblicken. Zur östlichen Seite lag der See, auf dem die zerbrochenen Eisplatten irgendwie an den Nordpol erinnerten. Im Norden lag ein Teil der Stadt und der schneebedeckte Strand. Westlich konnte man im Hintergrund den Flughafen, eine einzige riesige weiße Fläche, erahnen. Downtown Chicago lag auf der südlichen Seite. Es ist echt der Hammer wie groß Chicago ist und wie viele Wolkenkratzer es gibt.
Nach dem Mittagessen bei der Cheesecake Factoy waren wir bei American Girl, einem berühmten Puppenladen und haben danach im Hotel ausgecheckt und unser Gepäck zur Bewachung abgegeben. Unsere letzte Tour ging dann zu Marshall Field, einem bekannten Kaufhaus.

Auf dem Weg zum Bahnhof holten wir unser Gepäck ab. Der Hotelpage grinste und überreichte uns die Sachen mit den Worten 'Vier Gepäckstücke und ein Käsekuchen. Ich konnte der Verlockung, ihn zu essen, so grade widerstehen!'.
Der Bahnhof war super überfüllt. Wir mussten uns wieder in so einer Art Wartebereich aufhalten und ich hatte grade genug Platz, um zu stehen. Warteschlangen schlängelten sich zwischen den Sitzreihen hindurch und keiner wusste, welche Schlange auf was wartete.
Letztendlich war Boarding und ich versuchte so schnell wie möglich in den Zug zu steigen, da das Gleis schon wieder so unheimlich düster war und die Züge laut zischten und Dampf verteilten.
Endlich auf meinem Platz angekommen zog ich die Ärmel meines langärmligen Shirts mit einem Ruck runter, da mir kalt war. Aus einem mir unerfindlichen Grund hatte sich der Stoff allerdings am Ellbogen mit einer der Schürfwunden, die ich von Pump It Up davongetragen hatte, verfangen und als ich dann die Ärmel runterzog, riss ich die Kruste mit ab und es fing an zu bluten. Zum Glück hatte eine Mitfahrerin ein Pflaster.
Der Sonnenuntergang war wundervoll und als ich das nächste Mal die Augen aufmachte, waren wir schon in Champaign. Zum Abendessen aßen wir in einem koreanischen Restaurant, in dem ich lernte, mit Stäbchen zu essen. Zuerst fing meine Hand immer an zu krampfen, doch später ging es besser und ich benutzte meine Gabel an diesem Abend nicht einmal. Zur Vorspeise gab es Sushi, die von weißem Sand umgeben wurde, den die Kellnerin anzündete und der daraufhin sofort in Flammen aufging. So etwas habe ich noch nie gesehen!


Abends gingen wir ins Kino. Es lief Frozen (Die Eiskönigin), der neue Film von Disney, der von einer furchtlosen Prinzessin handelt, die sich mit einem abenteuerlustigen Mann, seinem Rentier und einem herzerwärmenden Schneemann auf die Reise macht, um ihre entfremdete Schwester zu finden, die das Königreich mit ihren aus der Kontrolle geratenen Fähigkeiten in ewigen Winter versetzt hat. Der Film ist großartig! Der Soundtrack, die Figuren, die Geschichte und die Botschaft, die der Film vermittelt, sind so liebevoll zusammengestellt, da geht einem das Herz auf. Und das kommt von mir, Action-Film-Liebhaberin. Wenn es geht, dann schaut euch auf jeden Fall die Version mit den englischen Originalstimmen an. Ich habe den deutschen Trailer gesehen und musste nur mit dem Kopf schütteln.

Samstagmorgen ging es zu einem lokalen Cafe zum Brunchen und danach zur University of Illinois, auf der uns Lizanne herumgeführt hat. Der Schnee war am Rand der Straßen aufgehäuft und die Hügel waren größer als ich! Das Unigelände erstreckt sich über ein Gebiet von etwa 2 mal 4 Meilen, was riesengroß ist. Später kamen wir zum Basketball-Stadium, das aussah, wie ein riesiges Ufo. Dort fand ein Spiel zwischen Illinois und Penn State statt. Es war ganz okay. Zwischendurch geriet ein Spieler mit einem anderen in einen Kampf und daraufhin wurde der eine vom Spielfeld verwiesen. Achja, und Illinois hat gewonnen. Wieder zuhause haben wir unsere Sachen gepackt und haben uns verabschiedet, da ein starker Schneesturm mit Temperaturen von unter -30 Grad für den nächsten Tag angekündigt war. Lizanne fuhr uns nach Hause. Zum Abendessen hielten wir bei Cracker Barrel und gegen elf Uhr kam ich zuhause an.

Die letzten Tage habe ich hauptsächlich rumgegammelt. Am Montag war ich bei Celina und wir haben Filme geguckt und Mario Kart gespielt. Gestern waren wir alle bei Stephanie und haben Cards Against Humanity gespielt. Dabei gibt es schwarze und weiße Karten. Auf schwarzen Karten steht immer eine Frage, die ein Spieler laut vorliest und dann müssen die anderen Spieler mit einer ihrer weißen Karten die Frage beantworten. Daraus entstehen immer sehr witzige Zusammenhänge.

Morgen, habe ich gehört, soll tatsächlich die Schule mal wieder anfangen (hihi). Ich freue mich eigentlich schon darauf, denn ich werde komplett neue Fächer und Lehrer bekommen. Da kann man bestimmt noch mal mehr Leute kennenlernen!


Machts gut und bis bald,
Leonie
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