Mittwoch, 8. Januar 2014

Four Suitcases And A Cheesecake

We're halfway there
(Bon Jovi - Livin' On A Prayer)

Hallo & ein ganz herzliches frohes neues Jahr!

Heute ist Halbzeit: Vor 13827240 Sekunden (5 Monate, 7 Tage, 54 Minuten) bin ich in Düsseldorf ins Flugzeug gestiegen und habe mich auf den Weg meines Auslandsjahres begeben. Am Ersten Achten bin ich losgeflogen und am Achten Ersten habe ich schließlich schon die Bergspitze erreicht. Die Zeit in Tennessee war super schön und ich freue mich auf nochmal genauso viel Spaß und neue Erfahrungen und Freunde. Trotz allem bin ich auch froh, dass das Wiedersehen mit meinen Lieben aus Deutschland nun näher liegt, als der Abschied.

Bei uns in Tennessee kann man ein sehr witziges Phänomen beobachten: Die Temperaturen liegen bei unter -10°C, auf den Dächern und Feldern kann man einen blassen weißen Schimmer erahnen und die Schule wird geschlossen und die Supermärkte leergekauft, als stünde man vor einer riesigen Katastrophe. Eigentlich wären wir am Montag nach der Weihnachtspause wieder ins neue Semester gestartet, doch sie haben die Schule für drei Tage geschlossen, da es so unglaublich kalt ist und so viel Schnee liegt. Hahahaha!

YFU hatte vor ein paar Monaten einen Wettbewerb ausgeschrieben, bei dem man einen Trip nach Hawaii gewinnen kann. Dafür musste man Werbung für die Austauschorganisation machen und für jede Aktion einen Beleg zur Beglaubigung unterschreiben lassen, der dann eingereicht wird und in einer riesigen Schüssel landet, aus der der Gewinner gezogen wird. Wenn man mehr Aktionen startet, ist die Chance natürlich auch höher (Wenn ihr mit YFU im Ausland seid, dann gibt es bestimmt auch einen Wettbewerb für euren Distrikt. Ich empfehle wirklich dort mitzumachen und schon eine Aktion reicht, um wenigstens eine Chance zu haben!).
Ich habe direkt angefangen, Präsentationen und Stände zum Thema YFU zu machen. Das Interview in der Nachrichtensendung der Schule gehörte auch dazu. Naja, am Freitag rief mich die Field Direktorin für Kentucky und Tennessee an und überbrachte mir die Nachricht, das ich tatsächlich die Reise nach Hawaii gewonnen hatte! Ich bin total ausgeflippt und ich freue mich schon sehr. Vermutlich geht es in der ersten Februarwoche los, weshalb ich dann nicht zur YFU Orientation kann oder den Halbmarathon mit meinen Freundinnen laufen kann. Als ich mir Hawaii auf der Karte angeschaut habe, ist mir dann zum ersten Mal aufgefallen, wie entfernt die Inselgruppe doch eigentlich liegt (Der Flug von Los Angeles dauert alleine sechs Stunden). Wir werden Surfen gehen, frische Ananas direkt von der Plantage essen, an der Küste segeln, Schnorcheln, am Strand liegen und schwimmen, mit Einheimischen tanzen, den Vulkan bewandern, Pearl Harbour besuchen und einkaufen gehen. Ich gewinne sonst nie was! Seit wann ich so viel Glück habe, weiß ich auch nicht...

Silvester in Amerika wird nicht sehr groß gefeiert. Morgens haben Celina und ich es endlich geschafft, bei Cracker Barrel zu frühstücken. Wir haben Weihnachtsgeschenke ausgetauscht und waren danach bei Starbucks und Hallmark, einem Deko-Laden. Abends waren die Leute der Jugendgruppe in der Kirche und haben einen Film geguckt, Volleyball gespielt und gegessen. Um Mitternacht haben wir den Ball Drop aus New York geguckt und sind danach nach Hause gegangen.

Die ersten Tage im neuen Jahr habe ich mit Nico, einem Austauschschüler, der auch aus Deutschland kommt, bei einer befreundeten Familie in Illinois verbracht. Illinois ist ein Staat in den USA, der links über Tennessee liegt und mit einem Zipfel im Norden das Südufer des Michigan Lakes berührt, an welcher Stelle auch die viertgrößte Stadt Nordamerikas liegt: Chicago.
Lizanne, die mit ihrem Mann in Champaign, das in der Mitte von Illinois liegt, wohnt, hat uns bei Nico abgeholt. Die sechs Stunden Fahrt durch Kentucky und Illinois über den Tennessee River und den Illinois River verbrachten wir mit Quatschen, da wir uns noch nicht so gut kannten und es daher viel zu erzählen gab! Als etwa die Hälfte geschafft war, aßen wir Mittag bei Panera Bread, einem Café mit großer Auswahl an Suppen, Sandwiches, Salaten und Gebäck.
Je näher wir Champaign kamen, desto flacher wurde die Landschaft, bis sie am Ende wie ein Pfannkuchen da lag und der Himmel größer wirkte, als je zuvor. Illinois eignet sich aus diesem Grund super für landwirtschaftliche Bebauung, wofür der Staat bekannt ist. Riesige Felder erstreckten sich auf beiden Seiten der Straße und ab und zu bekamen wir auch mal ein Haus oder zwei zu sehen. Wir kamen auch an Arcola, der größten amischen Siedlung in Illinois, vorbei. Amische Gemeinden leben abgeschieden und lehnen den technischen Fortschritt größtenteils ab, was ihnen größere Verbundenheit untereinander und mit der Natur gibt.

Endlich angekommen, lernten wir John, Lizannes Mann, kennen. Nach kurzem Einrichten saßen wir gemeinsam im Wohnzimmer und Nico und ich überreichten ihnen selbstgemachte Pralinen und eine Karte als Dankeschön. Ich war sehr müde und kuschelte mich daher aufs Sofa. Lizanne legte eine Decke über mich und ich fühlte mich so warm und gut wie zuhause. Zum Abendessen gab es Schweinsbraten, Kartoffelpüree mit Apfelmus und Sauerkraut. Es war super lecker!
Draußen hatte es angefangen zu schneien und wir beschlossen zum Eisgeschäft zu gehen. Für Nico und mich war das eine ganz neue Erfahrung, da wir es beide gewohnt waren, mit dem Auto überall hin zu fahren. In dicke Sachen verpackt machten wir uns auf den Weg. Illinois ist, da es im Norden liegt, sehr viel kälter als Tennessee, was unsere provisorischen 'Winterklamotten' uns nun auch spüren ließen.
Das Eisgeschäft bot eine riesige Auswahl an und ich entschied mich letztendlich für dunkle Schokolade mit Reese's Stückchen in Toffee-Waffel. Der Weg zurück war nicht ganz so kalt, da ich eine von Johns Winterjacken trug. Als wir zurück kamen, lagen schon ein paar Zentimeter Schnee. Im Garten befand sich ein beheizter Whirlpool, den wir ausprobieren durften. Das Gefühl, wenn man mitten im Schnee in ein 40°C warmes Bad tritt, ist atemberaubend. Nach zehn Minuten purer Entspannung wurde mir leider schwindelig, weshalb ich zurück ins Haus musste. Mein Herz schlug, als hätte ich einen Wettkampf hinter mir. Ich setzte mich hin und legte die Beine hoch, da ich relativ kurz davor war, umzukippen. Eine halbe Stunde später war mein Kreislauf zum Glück wieder in Takt. Nach einer Dusche schlief ich sofort ein.

Am nächsten Morgen gab es Bagels, Himbeerjogurt und Orangensaft zum Frühstück. Nachdem alle fertig waren, sind wir zum Bahnhof gefahren. Der Wartebereich erinnerte sehr an den im Flughafen und erst als der Zug fürs Boarding fertig war, durfte man auf das Gleis. Deutsche Züge sind so sauber und neu! Auf der dreistündigen Zugfahrt habe ich eine neue Playlist auf meinem Handy zusammengestellt, weshalb die Zeit wie im Flug verging.
Der Chicago Bahnhof ist grottig. Kennt ihr das, wenn auf Bahnhöfen immer steht, dass man auf der einen Seite nicht aussteigen darf? Ich fühlte mich, als wäre ich auf dieser falschen Seite gelandet. Eiskalter Wind schlug mir ins Gesicht, es war dunkel, da sich die Gleise unter der Erde befanden, es war eng und dreckig und die Züge machten laute Zischgeräusche und stießen Dampf in unsere Gesichter. Ich war so froh, als ich in den Innenbereich kam. Wir schauten uns die Great Hall an, eine große Halle, die im alten Bereich des Bahnhofs liegt.


Mit dem Taxi fuhren wir über die Michigan Avenue zu unserem Hotel. Diese Straße führt am Ufer des Michigan Lake, der zugefroren war, vorbei. Es schneite ein bisschen und über den Parks am Michigan Lake lag eine dünne Schneeschicht. Nach dem Check-In machten wir uns frisch und aßen in der Bar einen kleinen Happen zu Mittag. Danach gingen Lizanne, Nico und ich zum Millenium Park, um die Bean anzuschauen. Die Skulptur ist bohnenförmig und besteht aus Edelstahl. Sie ist ohne sichtbare Nähte zusammengeschweißt und auf Hochglanz poliert, weshalb sich die auf Grund der gebogenen From verzerrte und verdrehte Skyline Chicagos auf der Oberfläche spiegelt. Das Kunstwerk wurde von einem britischen Künstler konstruiert und stammt aus den Jahren 2004 bis 2006.

Da der Schneefall stärker geworden war, wärmten wir uns in Starbucks auf und gingen später zurück zum Hotel. Zum Abendessen gingen wir zum deutschen Restaurant Berghoff und das Essen war super gut. Ich hatte 'Spinatknödel', die auch mit diesem Namen auf der Karte zu finden waren. Außerdem gab es 'Schnitzel' oder 'Kassler Rippchen'.
Später fuhren wir zum Second City Comedy Club. Dort haben wir uns eine Show angesehen, in der sechs Comedians auf der Bühne kleine Sketche aufgeführt haben, aber hauptsächlich mit Einwürfen aus dem Publikum improvisierten. Es war super lustig und am Ende gab es sogar noch ein kleines Special, da eine der Darstellerinnen einen Job bei Saturday Night Live, einer Fernsehshow aus New York, bekommen hatte und nun verabschiedet wurde. Über den Lakeshore Drive, der direkt am Strand des Michigan Lake vorbei führt, ging es zurück zum Hotel und danach ins Bett.


Ich wachte auf und schaute auf die Skyline, die vor einem knallblauen, wolkenlosen Himmel lag. Diese Sonne schien und doch wusste ich, dass es kalt war, denn die Stadt lag im tiefen Schnee. Es war wunderschön.
Nach dem Frühstück liefen wir die Michigan Avenue runter und schauten uns verschiedene Gebäude an. In einem waren zum Beispiel Steinstücke von anderen Gebäuden und Mauern, wie von der Oper in Sydney oder der Berliner Mauer, eingerahmt. Nach einer Weile kamen wir am Hancock Building an. Dort sind wir mit dem Aufzug hochgefahren und waren auf der Aussichtsplattform im 94. Stockwerk. Von dort konnte man alles überblicken. Zur östlichen Seite lag der See, auf dem die zerbrochenen Eisplatten irgendwie an den Nordpol erinnerten. Im Norden lag ein Teil der Stadt und der schneebedeckte Strand. Westlich konnte man im Hintergrund den Flughafen, eine einzige riesige weiße Fläche, erahnen. Downtown Chicago lag auf der südlichen Seite. Es ist echt der Hammer wie groß Chicago ist und wie viele Wolkenkratzer es gibt.
Nach dem Mittagessen bei der Cheesecake Factoy waren wir bei American Girl, einem berühmten Puppenladen und haben danach im Hotel ausgecheckt und unser Gepäck zur Bewachung abgegeben. Unsere letzte Tour ging dann zu Marshall Field, einem bekannten Kaufhaus.

Auf dem Weg zum Bahnhof holten wir unser Gepäck ab. Der Hotelpage grinste und überreichte uns die Sachen mit den Worten 'Vier Gepäckstücke und ein Käsekuchen. Ich konnte der Verlockung, ihn zu essen, so grade widerstehen!'.
Der Bahnhof war super überfüllt. Wir mussten uns wieder in so einer Art Wartebereich aufhalten und ich hatte grade genug Platz, um zu stehen. Warteschlangen schlängelten sich zwischen den Sitzreihen hindurch und keiner wusste, welche Schlange auf was wartete.
Letztendlich war Boarding und ich versuchte so schnell wie möglich in den Zug zu steigen, da das Gleis schon wieder so unheimlich düster war und die Züge laut zischten und Dampf verteilten.
Endlich auf meinem Platz angekommen zog ich die Ärmel meines langärmligen Shirts mit einem Ruck runter, da mir kalt war. Aus einem mir unerfindlichen Grund hatte sich der Stoff allerdings am Ellbogen mit einer der Schürfwunden, die ich von Pump It Up davongetragen hatte, verfangen und als ich dann die Ärmel runterzog, riss ich die Kruste mit ab und es fing an zu bluten. Zum Glück hatte eine Mitfahrerin ein Pflaster.
Der Sonnenuntergang war wundervoll und als ich das nächste Mal die Augen aufmachte, waren wir schon in Champaign. Zum Abendessen aßen wir in einem koreanischen Restaurant, in dem ich lernte, mit Stäbchen zu essen. Zuerst fing meine Hand immer an zu krampfen, doch später ging es besser und ich benutzte meine Gabel an diesem Abend nicht einmal. Zur Vorspeise gab es Sushi, die von weißem Sand umgeben wurde, den die Kellnerin anzündete und der daraufhin sofort in Flammen aufging. So etwas habe ich noch nie gesehen!


Abends gingen wir ins Kino. Es lief Frozen (Die Eiskönigin), der neue Film von Disney, der von einer furchtlosen Prinzessin handelt, die sich mit einem abenteuerlustigen Mann, seinem Rentier und einem herzerwärmenden Schneemann auf die Reise macht, um ihre entfremdete Schwester zu finden, die das Königreich mit ihren aus der Kontrolle geratenen Fähigkeiten in ewigen Winter versetzt hat. Der Film ist großartig! Der Soundtrack, die Figuren, die Geschichte und die Botschaft, die der Film vermittelt, sind so liebevoll zusammengestellt, da geht einem das Herz auf. Und das kommt von mir, Action-Film-Liebhaberin. Wenn es geht, dann schaut euch auf jeden Fall die Version mit den englischen Originalstimmen an. Ich habe den deutschen Trailer gesehen und musste nur mit dem Kopf schütteln.

Samstagmorgen ging es zu einem lokalen Cafe zum Brunchen und danach zur University of Illinois, auf der uns Lizanne herumgeführt hat. Der Schnee war am Rand der Straßen aufgehäuft und die Hügel waren größer als ich! Das Unigelände erstreckt sich über ein Gebiet von etwa 2 mal 4 Meilen, was riesengroß ist. Später kamen wir zum Basketball-Stadium, das aussah, wie ein riesiges Ufo. Dort fand ein Spiel zwischen Illinois und Penn State statt. Es war ganz okay. Zwischendurch geriet ein Spieler mit einem anderen in einen Kampf und daraufhin wurde der eine vom Spielfeld verwiesen. Achja, und Illinois hat gewonnen. Wieder zuhause haben wir unsere Sachen gepackt und haben uns verabschiedet, da ein starker Schneesturm mit Temperaturen von unter -30 Grad für den nächsten Tag angekündigt war. Lizanne fuhr uns nach Hause. Zum Abendessen hielten wir bei Cracker Barrel und gegen elf Uhr kam ich zuhause an.

Die letzten Tage habe ich hauptsächlich rumgegammelt. Am Montag war ich bei Celina und wir haben Filme geguckt und Mario Kart gespielt. Gestern waren wir alle bei Stephanie und haben Cards Against Humanity gespielt. Dabei gibt es schwarze und weiße Karten. Auf schwarzen Karten steht immer eine Frage, die ein Spieler laut vorliest und dann müssen die anderen Spieler mit einer ihrer weißen Karten die Frage beantworten. Daraus entstehen immer sehr witzige Zusammenhänge.

Morgen, habe ich gehört, soll tatsächlich die Schule mal wieder anfangen (hihi). Ich freue mich eigentlich schon darauf, denn ich werde komplett neue Fächer und Lehrer bekommen. Da kann man bestimmt noch mal mehr Leute kennenlernen!


Machts gut und bis bald,
Leonie
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4 Kommentare:

Ilka R. hat gesagt…

Hi,Leonie!
Das neue Jahr hat gerade erst angefangen und du hast schon wieder so viele spannende Sachen erlebt...Wahnsinn!!!! :)
Ich gratuliere dir ganz herzlich zu deinem Gewinn.Da hat sich dein Engagement doch wirklich gelohnt.Hawaii wird bestimmt traumhaft schön sein...bis bald...<3 <3 <3 Ilka

leo-schmeo hat gesagt…

Hey Ilka! :)
Haha, ja das stimmt. Dankeschön, das hat es sich wirklich.
Ich freu mich schon so!!
Hoffe euch geht's gut :)

Leonie <3

Betty hat gesagt…

hey :) Ich bin nun schon seit längerer zeit follower deines blogs und kann ehrlich sagen das mir dein blog wirklich gut gefällt.ich finde es toll das du so regelmäßig und anschaulich schreibst.nun wollte ich auf meinem blog einen eintrag über meine lieblingsblogs machen und auch deinen blog dort nennen.
vorher wollte ich dich fragen ob du damit auch einverstanden bist.
wow hawaii wird sicher übelst geil! genieß es :)
schöne grüße :)
-Betty
(Den kommentar drüber habe ich versehentlich gelöscht -.- ;D)

leo-schmeo hat gesagt…

Hey Betty,
dankeschön, das freut mich sehr!!
Ja, damit bin ich einverstanden :)

Mach ich, danke!
Grüße zurück
Leonie <3

(Kein Problem, das lässt sich ganz einfach entfernen =) )

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